Mittwoch, 23. Mai 2012

Jaipur

Mit dem Zug ging es nun ans letzte Ziel meiner Reise in die „pink city,“ die seinen Namen, einem Maharadscha verdankt, der die ganze Stadt in Rosa streichen ließ, in der Farbe der Gastfreundschaft. Hier traf ich nach einer langen Zugfahrt am 14. Mai ein und Morten und Niko an.

Auch der nächste Morgen in Jaipur hielt eine Überraschung bereit, so passierte eine ganze Karawane von Arbeitselefanten meinen Weg.

Später am Tag, als die Jungs bereits im Zug nach Delhi saßen, nahm ich mir alle Zeit um mit meinem Audioguide los zu stapfen und mir den City Palace, einen Palast aus dem 19. Jahrhundert, der eine Mischung aus rajasthanischer und Mogularchitektur bietet, an zu sehen. Auch hier hatte ich wieder Gelegenheit mich in vergangene, glänzende Zeiten zu träumen, so bewunderte ich die Ausstellungstücke an königlicher Kleidung, die Gewänder und Turbane der Maharadschas und die kostbaren Kleider der Maharanis. Weiter ging es zu den gefährlichen Dolchen und allerhand anderer grausamer Waffen im Arsenal. Nach der Begutachtung all der Waffen, entschied ich mich, mich doch lieber wieder den schönen Textilien, Gewändern und Schuhen der Maharanis zu widmen, so ging ich ein wenig bummeln.

Es war eine wirklich schöne, spannende Reise mit lieben Menschen. Ich bin dankbar und glücklich so viel von Indien mitgenommen und gesehen haben zu dürfen.

 







Varanasi


Nach der recht strapazierenden Nachtfahrt trafen meine Weggefährten und ich gegen Mittag des nächsten Tages in Varanasi ein. Wo wir uns bei 40° im Schatten und mit dem ersten unter uns, bei dem sich der Körper, für all das verschmutze Trinkwasser und Straßenessen rächte, fanden wir schliesslich eine nette Unterkunft. Gegen Abend machten wir uns auf, um einer Pooja, der aufwendigen ganga-aarti- Zeremonie beizuwohnen, die zu Ehren des heiligen Ganges stattfindet. Es gab Musik, Feuer und Tanz, schnell war die Müdigkeit der letzten Nacht vergessen und ich ließ mich von all den bunten, gläubigen Menschenmassen im Lichterschein mitreißen um „mother ganga“ zu huldigen. Wir ließen kleine Schälchen mit Blumen und Kerzen ins heilige Wasser um Familie und Freunde zu gedenken. Da ich nun schon einmal hier war und völlig im Zauber all der Spiritualität um mich herum gebannt war, tröpfelte ich ein wenig des Wunderwassers auf meinen Haaransatz und meine Hände.

Am Abend des nächsten Tages trieb es uns erneut zum Fluss, diesmal passierten wir ihn jedoch mit einem Boot. Trieben vorbei an heiligen Verbrennungen von Toten, an Einäscherungen, an Menschen, die wie sie sagten nicht an Statistiken, sondern das Spirituelle des Ganges glaubten, die Opfergaben zum Fluss brachten, ein Bad nahmen, sich selbst und ihre Kleider im kühlen Nass wuschen. Später erlebten wir mit, wie unser Boot einen eingewickelten im Wasser treibenden Leichnam passierte. Die Hindus, die nicht das Glück und den Segen einer Familie und Angehörigen haben und somit Niemand der das Geld zur Einäscherung aufbringt, werden als vollständiger Leichnam ins heilige Wasser gelassen.










Bikaner

Von Dharamsala brachte der Zug Clara, Lilli und mich nach Bikaner, in Rajasthan, wo wir auf Mo und Andreas, zwei andere Freiwillige trafen. Zusammen wohnten wir in einem Familienhotel, von dessen Dach wir den Blick über die bunte ummauerte Altstadt, in Mitten von Sand, Staub und Wüste genossen und unseren ersten Sandsturm erlebten. Die Wüstenstadt Bikaner zog uns mit all seinem ursprünglichen Leben in seinen Bann. Hier erlebten wir die Kamele und Büffel als Teile des täglichen Arbeitsleben und Treiben, die sich hier völlig frei im Straßenverkehr bewegten, sich als Arbeitstiere ihren Weg in Mitten des hektischen Verkehrs bahnten. Wir besichtigten den Karni-Mata-Tempel, einen Hindutempel, in dem aufgrund einer Hindusaga Ratten verehrt werden. Die Ratten gelten als heilige Nagetiere. Mir war schon ein wenig mulmig zu Mute als ich mir Barfuss, den Weg durch den Tempel bahnte, denn auch wenn es Glück bringen soll, war ich doch darauf bedacht zu vermeiden, dass einer der heiligen Nager über meine Füße läuft.

Am folgenden Tag besichtigten wir eine atemberaubende Festung früherer Mogulkaiser, aus dem 16. Jahrhundert und träumten uns in das Orientprinzessinnendasein einer anderen Zeit.

























Montag, 21. Mai 2012

Dharamsala. FREE TIBET

 
 Am 3. Mai kamen Clara und ich Nachmittags in Delhi an, wo wir noch ein paar Stunden verbrachten, bevor wir uns abends in unsern Bus nach Dharamsala setzen.
Als ich am nächsten Morgen erwachte, wurde ich von einem kühlen Luftzug, Bergen mit Schnee Gipfeln und bunten buddhistischen Gebetsflaggen begrüßt. Da war ich nun also wirklich im Himalaya, in McLoad Ganj, dem Zuhause auf Zeit des heiligen, wunderbaren Dalai Lamas und vielen Tibetern, hier befindet sich die tibetische Exilregierung, wo Clara und ich auf Anja und Lilli trafen. Tempel, goldene Buddhas, bunte Steine mit Mantras, tibetische Tracht, leckere Momos, Mala-Ketten, die Residenz des 14. Dalai Lamas, freundliche Mönche in farbenfrohen Kutten, Flüchtlingsgeschichte, exilsuchende Tibeter, Vertriebene, Opfer und Zeugen unendlicher Grausamkeit und Unmenschlichkeit. FREE TIBET.












Auf großer Fahrt durch den Norden

Am 1. Mai sollte meine letzte große Reise in den Norden Indiens beginnen. Nachdem unsere Backpacker mit allerhand Proviant und Lesestoff bepackt waren, starteten Clara und ich die vierzigstündige Zugfahrt von Mangalore nach Delhi. Wieder konnte ich Stunden damit verbringen in den Türen zu sitzen die Beine heraus baumeln zu lassen zu riechen, zu schmecken, zu sehen. Vorbei an Landwirtschaft, Tieren und all den bunten Menschenmassen, als Highlight der abendliche Sonnenuntergang. Zu erleben, wie man zunehmend Land hinter sich lässt und neues passiert. Indien für mich ganz groß, Glücksgefühle pur.
Aber, wo Licht ist, da ist auch Schatten. Passiert man die dunklen, verschmutzten Landstriche, die Zeltsiedlungen, ihre Bewohner, merkt man schnell, dass alles Schöne nicht endlich und mit Hässlichkeit durchwachsen ist, so lässt sich all das Elend nehmen den Gleisen, die kleinen Slums, die im Müll spielenden Kinder, der Raum nehmen den Gleisen, der als Müllhalde und Toilette herhalten muss, nicht vergessen und leugnen.
Blickt man aus den Fenster, bekommt man die Gelegenheit, Indien zu ergründen, von Süden nach Norden und umgekehrt, auf unendliche Schönheit folgt todtraurige Existenznot. Auf und Ab. Lebensglück und tiefe Verzweiflung.
Indien ganz ehrlich und wahrhaftig.

 






Dienstag, 1. Mai 2012

Was den Himmel erhellt.



Im Zug. Musik in den Ohren. Dicht zusammengedrängt mit den Menschen, mit denen man gerade am allerliebsten und genau richtig im hier und jetzt ist. In diesem sich so sehr richtig anfühlenden Moment in Indien. Vorbei rauschend an fleißigen Arbeitern, grazilen Schönheiten, bunte Wasserkrüge auf den Köpfen balancierend, winkenden Kindern und  Cricket spielenden Halbstarken  auf rot, staubigen Bolzplätzen, die untergehende Abendsonne, der rosarot gefärbte Himmel, leuchtend hinter all dem indischen Leben, den Bananenbäumen, den Reisfeldern, den Palmen. So habe ich es mir erträumt und gewünscht. So soll es sein, so darf es bleiben.